Autorin
Sabine Ibing
Interview mit
Bianca Zimmermeier (Schäfer)
(von Sabine Ibing)
Du hast dein erstes Buch herausgebracht, Dämonenreise - Der
Verrat, ein Fantasybuch. Es handelt vom Dämonenvolk der
Moosleute. Du erwähnst aller-dings konkret das Jahr 1683, als die
kriegerischen Fenrixmänn-lein in das Gebiet der Moosleute
eindringen. Also doch nicht so viel Fantasy?
Bianca: Insgesamt ist »Der Verrat“ mein drittes Buch. Es ist nur der
erste Teil einer neuen Reihe.
Ich hatte mich dazu entschieden, Geschichten rund um Wesen und
Sagen aus der altdeutschen Mythologie zu schreiben. Es gibt eine
solche Fülle an Erzählungen, dass es eine schier unerschöpfliche
Quelle an Inspiration ist. Da es nicht im hier und jetzt spielt, ist es
somit eher als „historische Fantasy“ zu bezeichnen. Meine
Hauptakteure sind übernatürliche Wesen, ebenso ein Großteil ihrer
Gegenspieler. Die Menschen spielen, zumindest vorerst, keine allzu
große Rolle. Aber das wird sich im zweiten Band ändern.
Du hast mir erzählt, du wolltest weg von den Fantasygestalten, die
völlig irreal sind, sondern zurück zu den Mythen, die unsere eigene
Urgeschichte enthält. Du hast dazu in alten Sagen und Mythen
recherchiert. Hast dich eines bestimmten geografischen Gebiets
bedient?
Bianca: Ich bin mit meiner Reihe in Deutschland geblieben, denn
dieser Handlungsort ist mir am angenehmsten. Persönlich halte ich
nicht allzu viel davon, Schauplätze zu wählen, die einem im Grunde
völlig fremd sind. Man muss eine Geschichte nicht im Ausland
ansiedeln, nur damit sie exotisch wirkt. Meine Figuren reisen durch
ein Land, das zwar ihre Heimat ist, ihnen aber (da sie Dämonen sind)
feindlich gesonnen ist. In den Folgebänden möchte ich meine kleinen
Dämonen durch eine Welt voller Staunen (über die Menschen) und
Abenteuer, aber auch Angst und Gefahren schicken, die ihnen nicht
nur von den Menschen, sondern auch von anderen Sagengestalten
drohen, schicken.
Erzähl mir etwas von der Alraune. Diese giftige Pflanze gilt als
Zauberpflanze und Ritualmittel. Was ist dran?
Bianca: Tatsächlich ist die Alraune eine der ältesten Heilpflanzen
überhaupt. Sie wurde vom Aphrodisiakum bis zum Betäubungsmittel
eingesetzt. Die Recherchen gestalteten sich sehr aufwendig und
haben ungefähr eine ganze Woche gedauert. Es hat mich sehr
verwundert, unter wie vielen verschiedenen Namen diese Pflanze
bekannt ist. Da die bekannteste Sage über die Alraune von einem
todbringenden Schrei handelt, ich aber auf andere, weniger
geläufige Legenden zurückgreifen wollte, habe ich zu einem der
vielen anderen Namen gegriffen. Lustigerweise kannte eine meiner
Testleserinnen ihn.
In den weiteren Bänden werde ich auf weitere Pflanzen eingehen. Ich
versuche ihre frühere Verwendung in die Geschichten einzubringen
und hin und wieder beschreibe ich auf meiner „FB-Seite
»Dämonenreise“ auch kleinere Rituale oder auch Zauber. Allerdings
ist das alles mit einem Augenzwinkern zu betrachten. Das mag alles
recht esoterisch angehaucht klingen, ist es aber nicht. Was mich an
diesem Projekt vor allem reizt, ist die Geschichte hinter den
Geschichten, und was davon noch heute in unserem Leben
verwurzelt ist.
Von Bianca wissen wir sehr wenig. Was möchtest du über dich
berichten?
Bianca: Ich komme ursprünglich aus dem Einzelhandel. Daher finde
ich es sehr interessant, den Buchmarkt und seine Mechanismen zu
beobachten. Neben dem Schreiben engagiere ich mich ehrenamtlich,
z.B. in der Schule meines Sohnes und in einer Initiative für
herzkranke Kinder. Das sind Tätigkeiten, die mir sehr wichtig sind und
in die ich gerne meine Zeit und Energie investiere.
Wie sieht dein Schreibprozess aus? Schreibst du drauf los oder
planst du deinen Plot genau? Du hast viel Sachmaterial gesammelt.
Wie baust du das in die Geschichte ein, ohne dass der Lesefluss
dabei verloren geht?
Bianca: Meist läuft es so ab, dass ich eine vage Idee habe, die vor
sich hin keimt und immer größer wird. Ich gestehe, dass ich in meiner
Arbeitsweise etwas chaotisch bin. Meistens nutze ich erst Notizblöcke
und arbeite die Geschichte aus, wenn ich meine Notizen eintippe.
Über manche Wesenheiten stolpere ich, während ich etwas völlig
anderes recherchiere. Je nachdem, worum es sich dabei handelt,
versuche ich sie in die vorhandene Geschichte einzubinden, oder ich
merke sie mir für weitere Bände vor. Manchmal habe ich aber eine
genaue Vorstellung davon, wie die Story verlaufen soll. Dann
durchforste ich meine Nachschlagewerke nach Mythen, die dazu
passend wären, und füge sie stimmig in den Text ein. So oder so ist
es recht aufwendig und kostet Unmengen an Zeit, da die
Überlieferungen sich mitunter stark widersprechen. Aber ich denke,
bisher ist mir das gut gelungen. Wenn ich ein neues Projekt beginne,
stelle ich es gerne unter ein Motto, das meist nur aus einem
Schlagwort besteht. Bei „Der Verrat“ lautete es „Loyalität“, für den
zweiten Band ist das Thema im weitesten Sinne „Wünsche“.
Du bist Selfpublisher. Hast du versucht deine Geschichte in einem
Verlag anzubieten?
Bianca: Bisher habe ich noch nie versucht, meine Texte bei einem
Verlag einzureichen. Das liegt im Grunde nur daran, dass ich zu
ungeduldig bin, um auf eine Rückmeldung zu warten. Außerdem mag
ich es, mein eigener Herr zu sein und alles selbst zu bestimmen. Es
ist zwar sehr viel Arbeit, aber es macht sehr viel Spaß. Ich liebe es,
mich mit anderen Autoren auszutauschen und mit meinen Lesern in
engem Kontakt zu stehen. Man lernt jeden Tag unglaublich viel dazu
und lernt sehr interessante Persönlichkeiten kennen. Das finde ich
großartig.
Was muss ein Buch haben, das dich anspricht? Was liest du selbst
gern?
Bianca: Persönlich bin ich ein sehr vielseitiger Leser und schätze
(fast) jedes Genre auf seine Art. Meine Bücher wähle ich eher intuitiv
aus. Meist sind es Kleinigkeiten im Klappentext, die mich ansprechen,
und wenn ich dann noch ein gutes Gefühl bei einem Buch habe, wird
es gekauft. Eine gute Geschichte macht für mich mitunter noch nicht
einmal eine komplizierte Handlung aus, sondern es muss mich eher
emotional berühren.
Mittlerweile lese ich auch viele Originalausgaben und keine
Übersetzungen mehr. Dabei geht einfach zu viel Atmosphäre
verloren.
Es gibt so unendlich viele Bücher auf dem Markt. Warum sollte ich
dein Buch unbedingt gelesen haben?
Bianca: Bei meiner Reihe halte ich mich möglichst nah an den
Eigenheiten der historischen Vorlagen. So sind meine Moosfräulein,
obwohl sie zu den Dämonen gezählt werden, eher friedlich.
Sozusagen die „Hobbits“ unter den Dämonen. Da gibt es keine Klauen
und Hufe und ihre magischen Fähigkeiten sind ebenfalls beschränkt,
so wie die Legenden es vorgeben. Was aber nicht ihren Mut und ihre
Entschlossenheit einschränkt. In meinen Geschichten geht es in
erster Linie darum, Grenzen zu überwinden und (natürlich)
gefährliche Abenteuer zu erleben. Was mich besonders gefreut hat,
war, dass meine Leser meine Protagonisten nicht nur mögen,
sondern ins Herz geschlossen haben. Es steckt sehr viel Herzblut in
dieser Reihe, und ich hoffe, dass sich noch viele Leser dafür
begeistern werden und dem Zauber von Hug und Marlein erliegen.
Wann erscheint dein neues Buch und was kannst du uns darüber
verraten?
Bianca: Der zweite Band der „Dämonenreise“ befindet sich noch in
der Rohfassung, aber ich arbeite daran. Meine Dämonen Hug und
Marlein treten nun ihre Reise in die weite Welt an. Dabei erwarten sie
viele Gefahren und Abenteuer. Während es im ersten Band primär
um zwei Arten von Dämonen ging, kommen nun eine Vielzahl
unterschiedlichster Wesenheiten vor, die ihnen nicht unbedingt
freundlich gesinnt sind. Ich hoffe, dass ich spätestens Anfang
nächsten Jahres die Überarbeitungen abgeschlossen haben werde
und danach mit einer weiteren Veröffentlichung durchstarten kann.
Aber Näheres möchte ich noch nicht verraten. Auf meiner Seite
„Dämonenreise“ berichte ich regelmäßig über Neuigkeiten und freue
mich über neue Besucher.
Ich danke dir, dass du dir Zeit genommen hast, meine Fragen zu
beantworten.
Bianca: Ich danke dir, dass du dir so viel Mühe gibst, um die
Interviews zu erarbeiten. Vielen Dank an dich!
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