© Sabine Ibing, Lorib GmbH         Literaturblog Sabine Ibing
Autorin Sabine Ibing
Mara Laue treffe ich auf der Buchmesse am Stand »Die AUGE«, eine Auslieferungs- und Vertriebsgemeinschaft der KSB Media GmbH, bekannt als »Genusskrimi-Verlag«. Wie ich sie kenne, ist Mara stets gut gelaunt. Markenzeichen ist ihr Hut, für Eingeweihte auch Zigarre und Whisky. Sie ist ein Unikum, auch als Schriftstellerin. Denn wo sollte ich anfangen? Mara hat folgende Bücher geschrieben: ... um die 40 sind es mittlerweile. Genau 53, zählt man die Co-Autorenproduktionen dazu. Sie ist in folgendem Genre zu Hause ... Fragt lieber, in welchem nicht. Ihr Leitspruch lautet: Schreiben ist mein Leben! Seit 2005 arbeitete sie als Berufsschriftstellerin und schreibt hauptsächlich Krimis, Thriller, Science-Fiction, Okkult-Krimis, Dark Romance, Fantasy und Lyrik. Sie war Mitautorin der Science- Fiction-Serie »Sternenfaust« des Bastei-Verlages und arbeitete als Co-Autorin an der SF-Serie »Rex Corda« des Mohlberg- Verlages mit. Seit 2008 gehören auch Theaterstücke zu ihrem Repertoire. Sie verfasst die Okkult-Krimi-Serien »Sukkubus« für den Verlag Torsten Low und beim Online-Magazin »Geisterspiegel« den »Schattenwolf« sowie die Science-Fiction- Serien »Sternenkommando Cassiopeia« und »Mission Phoenix« bei verschiedenen Verlagen. Im Jahr 2012 gewann sie das »Tatort-Töwerland-Literaturstipen- dium« für den Kriminalroman „Brocksteins letzter Vorhang“. Mara Laue ist Mitglied der »Mörderischen Schwestern« (Vereinigung deutschsprachiger Krimiautorinnen), bei DELIA (Vereinigung deutscher Liebesromanautorinnen und –autoren) und bei PAN (Phantastik Autoren Netzwerk). Weitere Infos unter www.mara-laue.de. S. I.:    Gibt es irgendein Genre, Mara, in dem du dich nicht zu Hause fühlst? M.L.:   Historische Romane, denn wenn man darin ordentlich arbeiten möchte, muss man lange und ausgiebig recherchieren, teils jahrelang. Mir liegt eher das Schreiben. S. I.:    Wie sieht es mit Love aus? M.L.:   Schreibe ich auch gern, denn in nahezu allen meinen Romanen kommt auch Liebe in unterschiedlichem Maß vor. Ich habe nichts gegen gute Liebesgeschichten, reale Personen und Handlungen, gestandene Frauen, das Ganze ohne Kitsch und Klischees. S. I.:    Ich kenne dich als taffe Frau, die ihre Meinung sagt, sich nicht verbiegen lässt. Warst du schon immer so oder hat dir diese Eigenschaft das Leben beigebracht? M.L.:   Beides. Ich war als Kind ein Bäumekletterer und ich konnte mit Mädchenbüchern nichts anfangen. Dann habe ich die Islandsagen entdeckt und Königin Brunhild von Island, eine tolle Kämpferin. Geht doch, habe ich mir gesagt! Diese Frau wurde sozusagen mein Vorbild. Genau genommen waren die Geschlechterklischees in den Kinderbüchern der Grund, warum ich angefangen habe zu schreiben. Ich mochte irgendwann nicht mehr lesen, dass nur die Jungs die tollen Abenteuer erlebten und die Mädchen die launischen Zicken oder der weinerliche Klotz am Bein des Helden waren. Also habe ich meine eigenen Geschichten geschrieben, in denen die Mädchen die Abenteuer erlebten. So wie Brunhild. S. I.:    Du bist eine Hybridautorin, jemand, der neben Verlagsbüchern auch selbst publiziert. Warum? M.L.:   Es gibt Nischengenres, in denen ich gern schreibe. Die verlegt kein Verlag, weil es zu wenig Käufer dafür gibt. Lyrik zum Beispiel geht heute nur noch über Selfpublishing, außer du bist der Star der Branche. S. I.:     Sprache unterliegt einer Verknappung und Verdichtung, aber Lyrik ist heutzutage fast ein ungewöhnliches Hobby. Leben kann man davon nicht, oder? M.L.:   Garantiert nicht, außer, du bist ein absolut gefragt. Aber auch davon gibt es nur Wenige. Ich habe über Jahre an Lyrikwettbewerben teilgenommen, aber nie gewonnen. Mir fiel auf, dass manche Gedichte der Gewinner keinen Sinn ergaben. Sie bestanden aus »aaah, ohhh« usw. Das ist für mich keine Lyrik mehr. S. I.:    Der Lyrik heute fehlt offenbar die sogenannte Street Credibility. M.L.:   Spaßeshalber habe ich solchen Blödsinn zusammengeschrieben. Und siehe da, ich erhielt einen Brief, leider hätte ich nicht gewonnen, doch mein Gedicht hatte die Jury überzeugt und wurde unter die 10 Besten gewählt. Nun gut, das Nichtgewinnen lag wohl an der letzten Zeile, die doch Sinn ergab. S. I.:    Dein erstes Manuskript und wer hat es gelesen? M.L.:   Mit 12 habe ich eine Pferdegeschichte geschrieben. Die habe ich niemandem gezeigt. Mit 18 habe ich meinen ersten Krimi geschrieben. Dazwischen lagen aber schon Ausflüge ins Horrorgenre, Science-Fiction, Western und Fantasy. S. I.:    Und veröffentlicht? M.L.:   Die erste professionelle, also bezahlte Veröffentlichung, war ein Gedicht, auf Englisch, das wurde in einer Zeitschrift in den USA veröffentlicht. Da war ich etwa 35. S. I.:    In welchem Genre treibst du dich derzeit besonders viel herum? M.L.:   Derzeit liebe ich okkulte Krimis. Meine Ermittlerin ist eine Dämonin. In diesem Bereich kann man sich wunderbar austoben, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. S. I.:    Du bist fleißig wie ein Bienchen, woher nimmt du diese immense Produktivität? M.L.:   Ich habe so etwas wie kreative Hummeln im Hirn, die wollen alle heraus und umgesetzt werden. Gib mir ein einziges beliebiges Wort und ich mache dir sofort eine Geschichte daraus. Dabei reibt sie sich die Hände. Ich sehe, Mara fehlt nur der Stift in der Hand ... M.L.:   Besonders produktiv bin ich nachts. Dann habe ich meine Ruhe und kann alle Schubladen in meinem Kopf öffnen und schreiben. S. I.:    Deine Plots spielen oft in den USA und Schottland. Was verbindet dich mit diesen Ländern? Oder wählst du sie, weil sie ganz oben auf der Kaufliste der Leser stehen? Und warum Mannheim, wo auch einige Romane von dir spielen? M.L.:   Ich liebe Schottland und verbringe so oft es geht dort meinen Urlaub. Es zieht mich immer wieder dorthin. Die Landschaft, guter Whisky. Wenn ich ankomme, fühle ich mich zu Hause. Ich habe früher für eine US-Firma gearbeitet und für manche Plots ist sind die USA genial, Europa unpassend. In den USA gibt es keine Schulpflicht und die Waffengesetze sind für Thriller ideal. Und Mannheim? Die Stadt eroberte mein Herz im Sturm bei unserer ersten Begegnung. S. I.:    Hast du Besuche für die USA geplant? M.L.:   Unter der derzeitigen Regierung habe ich keine Lust, dem Land einen Besuch abzustatten. S. I.:    Du hast mehr als 40 Bücher geschrieben, wir wollen nicht alle aufzählen. Welches sind deine jüngsten, bzw. bekanntesten Werke? M.L.:   Das sind »Talisker Blues«, ein Krimi, so düster und mysteriös wie der Nebel der schottischen Isle of Skye, auf der er spielt. »Brocksteins letzter Vorhang« ist ein Krimi aus dem Theatermilieu. Kommissarin Simona Heller ermittelt im Fall Brockstein, der eine hingebungsvolle Todesszene auf der Bühne spielt. Sein Tod ist allerdings echt. Und »Zigarren, Whisky und ein Mord« sollte ich erwähnen, Piet van Dycks 2. Fall. S. I.:    Bei deinem Schreibpensum frage ich mich, bist du Bauchschreiberin oder Plotterin? M.L.:   Halb und halb. Ich muss dem Verlag meinen Plot als Exposé vorlegen. Im Verlag wird entschieden, ob ein Buch daraus wird. Insofern brauche ich eine Storyline. Und es ist natürlich sinnvoll, eine Struktur zu haben. Was dazwischen geschrieben wird, ist Baucharbeit. S. I.:    Du schreibst auch Theaterstücke. Welche Bühnenautoren bevorzugst du selbst? M.L.:   Eindeutig Brecht. Ich bin ein Brecht-Fan. Dreigroschenoper. Und sie singt leise: »Und der Haifisch, der hat Zähne ...« M.L.:  Und Alan Ayckbourn. S. I.:    Du gibst Schreibkurse und hast ein erfolgreiches Buch zum kreativen Schreiben herausgebracht. Kann man Schreiben lernen? M.L.:   Schreiben an sich ist ein Handwerk. Damit meine ich einen Plotaufbau, Dramaturgie, Figurenbildung, Dialogstrukturen. Aber die Idee für eine Geschichte, die muss man selbst im Kopf haben. Kreativität kann man trainieren, aber nicht erlernen. S. I.:    Mara, ich frage nicht nach deinem neuen Buch, das demnächst erscheinen wird, sondern nach deinen Büchern. M.L.:   Da ist »Cupcake Connection«. Es geht um einen Backclub, der sich regelmäßig in Duisburg trifft. Der eine neidet dem anderen und manche Leute sind intrigant, besonders Louisa Mangold, wenn es um einen Preis geht. Genau das wird ihr zum Verhängnis und Piet van Dyck muss unter den Bäckern ihren Mörder finden. »Im Bann des magischen Rings«, Jugendfantasy: Mannheim wird von den Gargoyles heimgesucht, die die Stadt erobern wollen. Die 13-jährige Vicky könnte das verhindern, denn sie findet heraus, sie selbst ist ein halber Gargoyle. Und ein noch titelloser Mannheimkrimi kommt auch noch in diesem Jahr heraus. Im nächsten Jahr liegt »Mortiferus« an, hier geht es um einen BKA-Ermittler, der sich einen Auftragskiller zum Feind gemacht hat. Ein Okkultkrimi, »Das Hexenherz«, um die dämonische Detektivin Sam Turner. Im Fantasybereich kommt »Ruf der Götter«, das wird eine Trilogie, bei der es um ein uraltes Zauberbuch, ein geheimnisvolles Medaillon und eine Magier- Kriegerin geht. Im Sachbuchbereich arbeite ich an einem Buch, bei dem es um den Spannungsbogen in Romanen geht. Und ein Jugendtheaterstück ist in Vorbereitung. S. I.:    Frauen sind in deinen Büchern starke Wesen. Ist das ein Problem für Verlage oder Leser? S. I.:    Für meine speziellen Verlage nicht (Goldfinch / Dryas- Verlag, Prolibris Verlag, Verlag Waldkirch, VSS, Begedia Verlag und andere). Aber ich hatte Leserinnen, die meinten, eine Figur in meinen Romanen sei nicht realitätsnah. Die Protagonistin ist Kampfsportlehrerin, besitzt eine eigene Schule. Ich selbst habe früher Kampfsport ausgeübt und weiß, was auf dem Gebiet geht und was nicht. Den Leserinnen war die Kampfkunst zu mächtig, obwohl ich genau an der Realität entlang geschrieben habe. S. I.:    Gibt es eine spezielle Ader an dir? M.L.:   Nun, wenn mich jemand richtig böse ärgert, landet er als Leiche in einem meiner Romane. Natürlich nicht namentlich. Ich zumindest weiß, wer es ist. S. I.:    Kann man als Schriftsteller vom Schreiben leben, ohne Bestsellerautor*in zu sein? M.L.:   Ja, wenn man eine gewisse Menge an Büchern geschrieben hat und weiterhin jedes Jahr schreibt, die sich einigermaßen gut verkaufen. S. I.:    Von wie vielen Büchern pro Jahr sprechen wir? M.L.:   Wenn keine Verzögerungen oder unvorhergesehene Ereignisse mir die Arbeit behindern, schreibe ich vier bis sechs Romane im Jahr plus vier bis sechs Kurzromane und ca. sechs bis acht Kurzgeschichten. Bei mir sprudeln die Ideen nur so heraus und ich kann ziemlich schnell tippen. Da ist das kein Problem für mich. S. I.:    Vielen Dank für das Gespräch, Mara. Zu den anderen Interviews Literaturblog Sabine Ibing
Interview mit Mara Laue (von Sabine Ibing)