Autorin
Sabine Ibing
Bücher, die mir selbst gut gefallen
haben
Krimis / Thriller
Rezension
Als Gott schlief
von Jennifer B. Wind
Hörbuch, gesprochen von Elisabeth Günther
10 Stunden und 16 Minuten
«Meine Hände rutschten zum wiederholten Male von der Wand ab. Ich
pochte gegen die Tür, die sich Sekunden vorher geschlossen hatte. Ich
wollte schreien: »Lasst mich hier raus!«
Morde in Wien und München stellen die Kommissare Jutta Stern und
Georg Kunz vom LKA Wien vor ein Rätsel. Wer hat es auf Mitglieder der
katholischen Kirche abgesehen? Ihnen wird der Profiler Thomas
Neumann zu Seite gestellt, der frisch vom FBI anreist.
In einem Parallelstrang erfahren wir aus dem Tagebuch von Rebecca
etwas darüber, wie man mit Kindern in einem katholischen Kinderheim
umging. Harte Bestrafungen, Essensentzug, Misshandlung, bis hin zu
Missbrauch und Vergewaltigung blättern sich Abschnitt für Abschnitt
auf.
Eindrucksvoll, offen brutal beschreibt die Autorin, was den Kindern
angetan wird, wie sie sich fühlen. Anfänglich tappen die Ermittler im
Dunkeln, Stück für Stück kommen sie dem Warum und damit dem Täter
näher. Doch es gibt viele Verdächtige, genügend Menschen, die einen
Grund hätten, sich an den eigentlichen Tätern zu rächen. Allerdings
bekommt für mich die anfängliche Spannung einen Hänger, da
irgendwann klar ist, warum der Mörder unterwegs ist. Es gibt keine
Wendungen mehr und letztendlich ist es egal, wer der Mörder ist.
Die Autorin hat diese Geschichte nach einer wahren Begebenheit aus
Irland nachempfunden. Insofern wird dem Leser an machen Stellen
fast übel, man mag nicht nachdenken über das Leiden der Kinder.
Dieser Roman steht für das Leid vieler Weisen, die sich in den Fängen
der katholischen Kirche befunden haben, in vielen Orten dieser Welt.
Am Ende des Buchs fühlt sich der Ungläubige bestätigt: Es gibt keinen
Gott, nur Sekten, die in ihrer eigenen Dekadenz Menschen übelst leiden
lassen.
Die Figuren kommen ein wenig aus dem Schulbuch für Schriftsteller
hervor, zu sehr gebacken nach Chema F. Der hyperintelligente
Neumann, schnippisch, allwissend, die um Anerkennung haschende
Frau, die eben nur eine Frau im Team ist, die traumatisiert ihre
Erfüllung im Job sucht. Der Chef ist ein Kauz. Die Dialoge der
Kriminalen wirken manchmal ein wenig albern. Das sieht zu sehr nach
Baukasten aus, zu gesetzt, darum kommen die Figuren nicht
authentisch herüber. Die Kinder allerdings sind gut gezeichnet, die
Tagebucheinträge von Rebecca kommen realistisch daher.
Das Thema ist wichtig, auch wichtig, in seiner vollen Brutalität gezeigt
zu werden, wie hier geschehen. Immer mehr Beiträge zum Thema
Missbrauch in der katholischen Kirche zwingen die Kurie, sich offen mit
dem Thema auseinanderzusetzen. Jennifer B. Wind legt offen, wie die
Vertuschung funktioniert, zeigt Wege, sie aufzubrechen. Insofern
halte ich diesen Krimi als wertvollen Beitrag zum Thema, auch wenn es
ein wenig handwerklich zu kritisieren gibt.
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