Autorin
Sabine Ibing
Bücher, die mir selbst gut gefallen haben
Historische Romane
Rezension
Butcher’s Crossing
von John Williams
Hörbuch, 8 Stunden, 57 Minuten gesprochen
von Johann von Bülow
Nachdem ich von John Williams Buch „Stoner“ so begeistert war, habe ich
mir diesen „Western“ als Hörbuch zugelegt und bin wieder begeistert.
Der Vorgänger ist allerdings ein Klasse besser, der hätte 7* verdient.
Dieses historische Buch in die Richtung moderner „Wild West“ abzulegen,
unverklärt, weit entfernt von einer „Karl-May Beschreibung“. Williams löst
sich von den amerikanischen Mythen, weist dem Westernklischees den
Rücken. Es geht nicht um große Ideale und Abenteuer, die Büffeljagd war
ein Geschäft. Der Leser wird mit Entbehrung, harter Arbeit und dem
Tötens konfrontiert, riecht förmlich beim Lesen die ungewaschen
Männer, die Büffel, den Geruch von Blut. Männer und Tiere in der Wüste,
die fast am Verdursten sind, Ochsen, deren Zungen mit dem letzten
Wasser befeuchtet werden, damit ihre Zungen nicht anschwellen,
eindrückliche Beschreibungen, die es dem Leser erscheinen lässt, als
reite er mittendrin. „Behutsam badete Miller das rauhe, gequollene
Fleisch; Hand und Handgelenk steckten tief im Hals des Ochsen.“
Phantastisch, wie Williams die Herstellung von Patronen beschreibt, die
die Männer erst kurz vor der Jagd in der Einöde herstellen, weil sie sonst
verdorben wären.
Psychologisches, wie die Verhaltensweisen von Miller, der im Blutrausch
einen Büffel nach dem anderen abknallt oder seine Handlungsweise, als
die Truppe nach Butcher‘s Crossing zurückkehrt, sind fein beobachtet
und erzählerisch eindrücklich dargestellt.
Um 1870 finanziert Will Andrews, der Harward-Student aus Boston, Miller
den Deal seines Lebens, eine Jagd auf die kostbaren Felle der Büffel in
einem unbekannten Tal in den Rocky Mountains. Will sucht das große
Abenteuer. Er wird es erhalten, den Ritt in die Hölle. Büffel sind zu der Zeit
fast ausgestorben, für Felle wird viel Geld geboten. Miller behauptet, er
wisse, wo sich immer noch große Herden aufhalten, völlig versteckt.
Miller, ein knallharter Trapper alten Stils, geldgierig, abenteuerlustig,
abgebrüht, dagegen Will Andrews, ein verweichtes Söhnchen,
naturbegeistert und idealistisch, hochnaiv, ein Stoff, aus dem sich mehr
als eine gute Geschichte entwickelt. Miller ist ein Mistkerl, aber auch er
zeigt einen weichen Kern. Mit von der Partie ist sein Freund, der leicht
verrückte Charley Hoge, den Miller einst vor dem Kältetod rettete, wobei
er ihm allerdings die frostfaule Hand amputieren musste. Fred Schneider
ist dabei, der beste Häuter. Er erklärt Will später, wie man Tiere
ausweidet und das Fell sachgemäß abzieht. Innereien, die sich als
schwierig gestalten, Gestank, Fliegenheere, der Leser ist mit allen Sinnen
dabei. Nach acht Monaten kehren die Männer zurück: „Meine Güte, ihr
Männer verbreitet einen mächtigen Gestank“, sagt der Rezeptionist im
Hotel von Butcher‘s Crossing. Ich möchte den Ausgang der Geschichte
nicht verraten. Nur so viel, es wäre kein Williams, wenn dieser Roman kein
Drama wäre.
Dieser Roman ist amerikanische Geschichte. Aber es ist mehr, denn
Williams beschreibt eindrücklich Naturgewalten (die Wüste und
Schneestürme), die Gier des Menschen und seine grausame Gewalt, seine
Dummheit, sich selbst seine Lebensgrundlage durch Zerstörung zu
entziehen. Williams beschreibt aber auch die Schnelligkeit der Märkte,
den Zerfall von Siedlungen, wenn sie sich den Märkten nicht anpassen
können. Schäbige Hotels, schmutzige Saloons, ein Stück von Wild West in
seiner Reinform. Von den geschätzten 50 Millionen Büffeln, die es in
Amerika einmal gegeben hat, waren um 1900 nur noch 500 Exemplare
übrig. Fasziniert durch die Dramaturgie und die gewaltige Sprache wird
der Leser mitgezogen in eine vergessene Welt, weit entfernt vom Kitsch
des Malboroman.
John Williams Buch ”Stoner“
John Williams Buch “Augustus “
zeitgenössische Romane
Krims und Thriller
Historische Romane
Fantasy, Fantastic, SciFi, Utopien Dystopien
Sachbücher (für jedermann)
Kinder- und Jugendliteratur