Autorin
Sabine Ibing
Der Anfang: »Als sie den Kai schon fast mit dem Fuß berührte, zögerte
Caridad.«
Die Sklavin Caridad erhält von ihrem im Sterben liegenden Herren die
Freiheit während der Überfahrt von Kuba nach Spanien. Doch wohin soll
sie sich in einem fremden Land hinwenden, in der unbekannten Stadt
Sevilla? Der Priester hatte ihr zu einem bestimmten Kloster geraten, doch
dort wird sie abgewiesen, gerät in die Fänge eines Töpfers, der sie
einsperrt, zu Prostitution zwingt. Krank wird sie vor die Tür gesetzt, von
der Zigeunerfamilie Vega vorerst aufgenommen. Sie freundet sich mit
der Sängerin Milagros an. Caridad kannte bisher nur ein schreckliches
Leben als Sklavin auf Kuba, bei den Zigeunern bringt man ihr erstmals
Respekt entgegen, aber nicht alle mögen die Schwarze bei sich haben.
Die Zigeuner der Vegafamilie verstehen Caridads Kenntnisse über Tabak
zu nutzen. Caridad erkennt mit einem Blick und einem Schnuppern, ob die
Blätter echtem kubanischem Tabaks entstammen und welche Qualität sie
haben. Sevilla, Musik, Diebstahl, Schmuggel, Korruption mit Kirche und
Adel, heißblütige Gemüter, Blutrache, Gefängnis, Galeere ... ein
vielsagender Stoff. Falcones beschreibt das rechtlose Leben der
Zigeuner, die sich auf Grund der Gesetze von Ferdinand IV nur durch
Schmuggel und Raub über Wasser halten konnten.
»Und dieses Gelände hier heißt Monte Rey, weil es einmal die höchste
Erhebung von Sevilla war. Und könnt ihr euch vorstellen, wie diese Hügel
entstanden sind? … Aus Leichenbergen! Bei der Pestepidemie im letzten
Jahrhundert wurden hier tausende Leichen gestapelt und mit Erde
zugedeckt.«
Ehre, Stolz und Freiheit, Widerstand gegen die Obrigkeit, die
Hauptattribute des Romans. Ich habe die beiden ersten Bücher von
Falcones verschlungen, diese Charakteristika standen schon dort im
Vordergrund, also nicht Neues von Falcones. Seine ausschweifende
Erzählstruktur ist bekannt. In diesem Buch hat er es allerdings für meine
Begriffe übertrieben. Zigeuner, Tabakschmuggel über Gibraltar,
Flamenco, alles gut und schön, aber diese Geschichte ist doch zäh wie
Nudelteig, den man mit der Rolle plattmachen möchte, der sich immer
wieder zusammenzieht. Spätestens ab der Mitte ist mir die Lust
vergangen. Verstrickungen, denen man aufmerksam folgen muss, zu
viel Liebeskitsch, und unendliche Sachinformationen, die einen fast
erschlagen, die den Lesefluss hindern, machen das Buch zu einer harten
Kost. Buntes Zigeunerleben, Kastagnetten, Flamenco, Zigarren, schön
beschrieben, ohne Zweifel, aber in seiner gesamten starren
Konstruktion hinkt diese Geschichte für mich um Klassen den anderen
beiden Romanen hinterher. Man ist froh, den Buchdeckel am Ende
zuzumachen, es geschafft zu haben, aufatmen. Wer allerdings
ausgedehnte Beschreibungen in Geschichtsromanen mag, wird hier
fündig.
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Rezension
Das Lied der Freiheit
von Ildefonso Falcones