Autorin
Sabine Ibing
Der Politthriller ist in zwei Zeitebenen gegliedert, die mit Datum
versehen sind. Wir beginnen mit Fadi im Winter 2011. Parallel dazu
Yasmine und andere am 13. August 2015. Die Erzählstränge nähern
sich immer weiter an, enden am 26. August 2015.
Fadi ist tot, so wurde es der Familie mitgeteilt. Verstorben im
Kampf gegen die Ungläubigen in Syrien. Doch dann erhält
Jasmine, die in New York lebt, als Trend Scout für eine Event-PR-
Agentur arbeitet, die Nachricht ihrer Mutter, sie hätte ein Foto
zugespielt bekommen: Fadi lebt, er ist zurück nach Schweden
gekommen. Jasmine fährt nach Hause und sucht ihren Bruder. In
einem dritten Strang wird der Menschenrechtlerin Klara Walldéen
der Laptop in Stockholm gestohlen, kurz vor einer wichtigen
Sicherheitskonferenz. Laut Klappentext begegnen sich die beiden
Frauen in Stockholm. Nun ja ... auf den letzen Seiten, sie haben
eigentlich nichts miteinander zu tun. Hier ist der Klappentext
schlicht verwirred, wohl um mit der Protagonistin des letzten
Buchs zu werben.
Die Familie von Fadi ist eine afghanische Einwandererfamilie, lebt
in der Stockholmer Vorstadt Bergort. Fadi bringt nichts auf die
Reihe, ist arbeitslos, verdingt sich als Kleinkrimineller, während
seine Schwester den beruflichen Aufstieg geschafft hat. Fadi
gerät in die Fänge von Islamisten, die ihn immer mehr
faszinieren, die sein Gehirn umdrehen. Unter den »Brüdern«
findet der junge Mann Halt und Anerkennung und er entschließt
sich, im Namen Allahs, in den heiligen Krieg zu ziehen.
In Bergort brennen die Straßen, radikalisierte Jugendliche
randalieren, bewaffnen sich, die Polizei scheint mit dieser
Situation überfordert. Ein russisches Sicherheitsunternehmen
bietet sich an, die Polizei professionell zu unterstützen. Wer
steckt hinter den Randalierern? Fadi wird zunächst durch seine
»Brüder« in die Türkei geschickt, und später weiter nach Syrien. Er
hat aus Schweden den Auftrag erhalten, einen Verräter zu
identifizieren, hat daher ein Satellitentelefon von den Schweden
zugesteckt bekommen. Wem kann er trauen, wem nicht? Wer ist
der Verräter in den eigenen Reihen?
Wer spielt hier wen aus und was ist die Wahrheit? Ein
spannender, gut konstruierter Thriller zeigt auf, wie
Manipulation funktioniert. Zusammenspiel von Geheimdienst und
Terroristen, Regierungen und Privatorganisationen, wer ist der
»Gute«, wer der »Böse«? Viele Organisationen stecken ihre Finger
hinein, für mich waren es zu viele.
Joakim Zander versucht zu erklären, was einen jungen Mann
dazu antreiben könnte, sich zu radikalisieren. Das könnte eine
Erklärung sein, aber sicher nur eine von vielen Faktoren, die
Facetten der Radikalisierung sind vielschichtig. In diesem Roman
werden verschiedene Szenarien angesprochen, miteinander
verwoben. Ich will nicht zuviel verraten. Ein spannender Plot,
aber insgesamt für meine Begriffe einfach zu kompakte Pakete,
Thema für drei oder vier Bücher. Die einzelnen Themen finde ich
interessant, glaubwürdig, jedoch in der Masse auf einen Plot
zugespitzt, wird genau das ein wenig fragwürdig. Den Strang mit
Klara Walldéen hätte man meiner Meinung nach ganz
herauslassen können. Musste sie hinein, weil sie im letzten Buch
von Zander die Hauptperson war? Dafür hätte ich mir mehr von
Fadi gewünscht, dieser Protagonist, die Hauptperson, kommt mir
ein wenig klischeehaft herüber.
Insgesamt ist dies ein Thriller, den es sich lohnt zu lesen, der viele
Aspekte anspricht, die einem schwindelig werden lassen. Die
Gesamthematik ist böse, unvorstellbar, aber keineswegs von der
Hand zu weisen. Ein Politthriller, der die großen Zusammenhänge
aufdeckt, wie sie durchaus vorstellbar sind.
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Rezension
Der Bruder
von Joakim Zander