Autorin
Sabine Ibing
Der Anfang: »Jede Zeit hat ihre Helden. Es ist wieder so weit, in der Welt
den guten Menschen willkommen zu heißen.«
Lolek Němec steht vor dem Richter, Urkundenfälschung. Eigentlich war
die Tat längst verjährt, das Abiturzeugnis gefälscht, das der
tschechische Flüchtling damals gebastelt hatte, um in Deutschland
studieren zu können. Und nach dem Studium hat er sogar einen
Doktortitel erworben, gezeigt, was er alles kann. Warum in aller Welt
fälscht er das Abiturzeugnis jetzt nochmals, will der Richter wissen.
Strafe muss sein. Němec wird verurteilt, mehrere Monate als freiwilliger
Helfer in Vollzeit in einem Flüchtlingsheim am Starnberger See zu helfen.
Er kennt sich ja aus in Flüchtlingsheimen, hat selbst vor Jahren eine Zeit
dort verbracht.
»Eine Frau fasst an, ein Mann grapscht an. Dieser Unterschied ist
biologisch begründet, denn ein Mann will von einer Frau aufgrund seiner
Biologie immer angegrapscht werden. Eine Frau will nur dann
angegrapscht werden, wenn sie den Mann mag.«
Němec berichtet nun von seinen Erlebnissen im Flüchtlingsheim. Es wäre
zu mühsam die einzelnen Situationen aufzuzählen. Humorvoll berichtet
er vom Kampf mit (oder gegen?) die Behörden, um Anerkenntnis von
Fähigkeiten, über die Eigenheiten einiger Nationalitäten, aber auch
deren Sicht auf die merkwürdigen Deutschen. Die Deutschen bringen zu
einer Party Essen mit, wenn sie eingeladen sind! Verrückt, andere
Nationen freuen sich, wenn sie eingeladen sind, sich mal so richtig den
Bauch vollzuschlagen. Andere Länder, andere Sitten und Gebräuche,
andere Gesetze, auf allen Seiten. Über den Tellerrand schauen, sich
hineinfinden in andere Sitten und begreifen, trotz aller Andersartigkeit
sind wir alle Menschen mit Herz. In einem Flüchtlingsheim leben alle eng
aufeinander, viele Sprachen, Sitten, Gebräuche und viel Langeweile vom
Nichtstun, Privatsphäre ist kaum gegeben. Warten, immer wieder warten
auf Amtsentscheidungen. Und natürlich führt das alles zu
Missverständnis und Ärger. Němec tritt dem ganzen mit Humor
entgegen.
»Agata schubste Nadim zur Seite. »Wo ist Hausmeister?«, fragte sie. ›Ich
brauche neue Möpse!‹ Nadim und Němec starrten ihre großen Brüste an
und waren neugierig, wie sie den Austausch bewerkstelligen wollte und
warum? – ›Wie bitte?‹, fragte Bruni. Agata zeigte auf ihren Wischmopp.«
Der Anfang hat mir ganz gut gefallen, die Gerichtsszene war witzig und
die ein oder andere Begebenheit in diesem Roman ließ mich schmunzeln.
Der ewig plappernde Němec ist mir allerdings irgendwann auf die
Nerven gegangen. Zu jeder Situation hat er eine Geschichte seiner
Familie oder die seines tschechischen Dorfs parat. Es mir zu viel des
Guten. Die Oberflächlichkeit und platten Witze haben mir die
Ernsthaftigkeit des Textes genommen. Will hier jemand einen Witz nach
dem anderen reißen? Und viele Kalauer waren dann auch gar nicht
komisch, selbst Atze Schröder macht das besser. Ein wenig macholastig,
Unterschwelliges gegen Frauen war manchmal spürbar, insbesondere
dort, wo es abgestritten wird, mit Überempfindlichkeit der Frauen
argumentiert wird. Vieles klang so gezwungen für mich, altbacken.
Vielleicht war mal wieder meine Erwartung falsch. Ich hatte beißende
Satire, tiefgründigen Humor erwartet, Richtung Marc-Uwe Kling, denn das
Thema gäbe es lässig her. Die ständigen Anekdoten aus dem
Tschechischen, ich hatte da mal einen Onkel, der …, passten für meine
Begriffe nicht so Recht in die Problematik der Asylanten. Aber das ist alles
Geschmackssache. Humor kann verschiedenartig sein und wenn einer
etwas mag, kommt es bei dem anderen nicht an. Ich mag keinen flachen
Humor, drum kam ich mit diesem Buch nicht so klar. Wer auf
Schenkelklopfer steht, der ist hier gut bedient. Nur weil es mir nicht
gefällt, muss das Buch nicht schlecht sein.
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Rezension
Die unglaublichen Abenteuer
des Migranten Němec
von Jaromir Konecny