Autorin
Sabine Ibing
Bücher, die mir selbst gut gefallen haben
Historische Romane
Rezension
Terror
von Dan Simmons
Hörbuch, 28 Stunden, 45 Minuten
gesprochen von Detlef Bierstedt
„England im Jahr 1845: Unter dem Kommando von Sir John Franklin
brechen die modernsten Schiffe ihrer Zeit – die „Terror“ und die „Erebus“
– auf, um die legendäre Nord-West-Passage zu finden: den Weg durch das
ewige Eis der Arktis in den Pazifik. 130 Männer nehmen an der Expedition
teil. Keiner von ihnen wird je zurückkehren. Dies ist ihre Geschichte.“, so
der Klappentext.
Die Nordwestpassage ist der Seeweg zwischen dem nördliche Amerika
(Atlantik ) dem Pazifik. Erstmals gelang 1903/1906 die Durchfahrt Roald
Amundsen.
1845 liefen zwei Schiffe der königlich-britischen Marine mit insgesamt 129
Mann Besatzung unter gewaltigem Medienrummel aus, die Nordwest-
Passage vom Atlantik zum Pazifik zu entdecken. Die Schiffe hiessen
„Terror“ und „Erebus“. Das Kommando führte Sir John Franklin.
Walfänger in der Baffin Bay waren ihre letzten Augenzeugen. Was dann
geschah, ist bis heute unklar. Irgendwann entdeckte man in der Arktis
Ausrüstungsgegenstände und kurze Nachrichten, die besagten, dass die
Schiffe zwei Jahre im Packeis festsaßen und die Männer zu Fuß Hilfe
suchen wollten. Einige Leichen wurden von Inuits entdeckt, die
Kannibalismus vermuten lassen. Soviel zur realen Geschichte.
Dieser Roman versucht zu beschreiben, was passiert sein könnte. Das
Hauptschiff hieß Terror, so auch der Titel des Buchs. Terror steht aber
auch für das Eis und das menschliche Handeln, für das Scheitern. Die
Schiffe samt ihrer Besatzung tauchten nie wieder auf und so beschreibt
die Geschichte ihren Überlebenskampf. Über allem steht in der Sicht der
allwissende Erzähler, aber auch kommt die Sicht einzelner Protagonisten
zu Wort, als Hauptcharakter Francis Crozier. Hunger und Kälte, die
Unfähigkeit die richtigen Entscheidungen zu treffen, Streit, Arroganz,
Demütigung, die Unfähigkeit Fehler einzusehen, der Durst nach Ruhm, lässt
die Männer scheitern. Lebensmittel die verdorben sind, Bekleidung die sich
als unpassend zeigt, Glieder die einfach abfrieren, Skorbut, das Eis
verlangt den Männern alles ab. Menschen und unter unheimlichem Druck,
eine Gruppe disziplinierter Soldaten mutiert zur Meute.
Ein spannendes Buch, das die Härte der Arktis beschreibt, aber auch die
Abgründe der menschlichen Seele, die Arroganz der Offiziere, die von
Anfang an die Lage falsch einschätzten und nicht zugeben wollen, dass sie
sich irren. Dem Roman liegt aber in Teilen ein Hauch von Fantasy bei. Mich
hat es ein wenig gestört, ich konnte aber damit leben. Im Eis kann es zu
Bewusstseinsstörungen kommen, wie bei einer Fata Morgana. Wer nun
einen Geschichtsroman erwartet, der liegt falsch. Denn was geschehen
ist, liegt in der Fiktion, da es keine Aufzeichnungen gibt.
Ein spannendes Buch, das tief in menschliches Handeln blicken lässt.
Grausamkeit und Härte, nicht immer appetitlich, doch real. Naturgewalten,
die brutale Konfrontation des Menschen mit der Kälte. So könnte es
gewesen sein. Absolut lesenswert / hörenswert.
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