© Sabine Ibing, Lorib GmbH         Literaturblog Sabine Ibing
Autorin Sabine Ibing
Bücher, die mir selbst gut gefallen haben Krimis / Thriller Rezension Wetterschmöcker von Michael Theurillat »Wie das Fett in der Suppe schwimmt auch der Eigennutz immer obenauf.« Alois Thüring, der Wetterschmöcker, meldet seine Nichte als vermisst, da sie ihn nicht wie üblich besuchte, sich nicht abmeldete. Die Anzeige kann Kommissar Eschenbach nicht ernsthaft aufnehmen, eine erwachsene Frau, die den Onkel nicht besucht. Er ist auch auf dem Sprung, eine Leiche wurde gefunden, am Siehl, verbrannt nach indianischem Ritus. Aber das wird nicht die einzige tote Frau in diesem Buch bleiben. Eschenbach schert sich nicht um den Verwaltungskram und geht auch wenig zimperlich mit seiner Sekretärin Rosa um. Obendrauf hat er einen Praktikanten am Hals, der ständig Gedichte zitiert. Die neue Chefin will Arbeitsabläufe strukturieren, verlangt Dokumentationen. Eschenbachs Tochter lebt derzeit bei ihm, leidet unter Liebeskummer, ein Freund ist todkrank. Ein Kommissar, der seinem Gefühl folgt und von dem die Mitarbeiter nie wissen, wo er sich gerade aufhält, einer der das ganze Organisationsgedöns ignoriert. Dafür liebt er gutes Essen und erlesenen Wein, wobei er es manchmal zu bunt treibt, übertreibt. Und es gibt die Psychologin, die ihn erotisiert ... Zwei Handlungsstränge, zwei Blickweisen. Eschenbach ermittelt, Jerome berichtet aus der Vergangenheit. Alois Thüring, ein begabter Mann, er soll CEO eines Weltunternehmens werden. Burnout, Zusammenbruch kurz vor Antritt der Position. Er besitzt genügend Geld, zieht sich zurück Muotathal, kauft sich ein Gehöft, zurück zur Natur, wird ein Wetterschmöcker. Seine Nichte Clara hat es geschafft, sie wird in den Vorstand eines großen Konzerns berufen. Doch sie ist verschwunden. Jerome, der Höhlenforscher, und Clara, sind als Kinder eng verbunden im Muotathal aufgewachsen. Er erinnert sich. Was hat das alles hat es mit den toten Frauen zu tun? »‚Nicht alle, die einem auf die Nerven gehen, sind Psychopathen.‘... ‚Nicht jeder Psychopath ist delinquent‘, begann Eschenbach. ‚Viele von ihnen trifft man am Arbeitsplatz an. Und einige von ihnen machen ihre Sache sehr ordentlich.‘« Gewitzte Städter, große Konzerne, verschlossene Dörfler, merkwürdige Naturburschen, Eliteschulen, Lokales aus Zürich, das Muotathal, Höhlenlabyrinth, Schweizer Lebensart, das alles verwoben in einem Krimi, mit Vergnügen zu lesen. Kommissar Eschenbach, ein Mensch, der sich gern leiten lässt, gern auch mal in die persönliche Falle als Genussmensch. Der Krimi hat mir gut gefallen. Allerdings fehlt mir die Vorstellung, dass ein solch eigenbrötlerischer Kommissar bei der Polizei dienstliche Überlebenschancen hätte. Ich hatte das Buch des Titels wegen gekauft. Die Wetterschmöcker sind in der Schweiz eine Institution. Alois ist einer von ihnen. Wie er dazu kam, wird nicht erwähnt. Er erkennt das Wetter für das nächste Jahr, indem er an Tannenzapfen schnuppert. Mehr wird zum Thema nicht gesagt, schade. Das Buch hätte entsprechend auch der Banker oder der Gärtner heißen können. Im Klappentext heißt es, es ginge um Konzerne, die mit Rohstoffen handeln, um Glaspaläste, Macht und eine Intrige. Insofern fühle ich mich als Leser ein wenig verkaspert. Weder wird das Thema die Wetterschmöcker behandelt noch geht es ernsthaft um die Machenschaften von Konzernen oder um den Rohstoff auf dieser Welt. Das Buch ist gut, keine Frage. Aber die Interessen, die es mit Titel und Klappentext weckt, werden nicht befriedigt. »Natürlich hatte er von der kauzigen Truppe gehört, die in der Innerschweiz zu Hause war. Fünf ältere Naturmenschen (oder waren es sechs?), die jewals im Frühjahr und Herbst Wetterprognosen für den bevorstehenden Sommer oder Winter aufstellten. Die Männer lebten im Einklang mit der Natur, rochen an Tannenzapfen und beobachteten das Verhalten von Ameisen.«  (Und das war es im Buch zum Thema.) Das Buch ist spannend, humorvoll, ein lesenswerter Krimi, schweizerischer Flair, an manchen Stellen zieht es sich ein wenig. Meine Kritik geht an den Verlag: Titel und Klappentext, die nicht erfüllt werden, verärgern den Leser! zeitgenössische Romane Krims und Thriller Historische Romane Fantasy, Fantastic, SciFi, Utopien Dystopien Sachbücher (für jedermann) Kinder- und Jugendliteratur