Autorin
Sabine Ibing
Bücher, die mir selbst gut gefallen haben
Krimis / Thriller
Rezension
Sprengkraft
von Horst Eckert
Hörbuch, 11 Stunden, 31 Min, gesprochen
von Horst Eckert
Mit Sprengkraft beschreibt Horst Eckert das Phänomen der
Fremdenangst, Angst vor den Muslim, Angst vor Terrorismus.
Zu Beginn detoniert eine Bombe, allerdings abgeschirmt. Sie
zerfetzt lediglich zwei Männer, die verdächtigt werden mit dieser
Bombe ein Attentat geplant zu haben. Das alles passiert direkt vor
der Landtagswahl in NRW. Der Leser lernt ein marokkanische
Viertel in Düsseldorf kennen, einschließlich säkularer und strenger
Muslimen, die in einer Parallelgesellschaft leben. Die Ermittler
Martin Zander und Anna Winkler versuchen die Hintergründe des
Attentats zu klären. Parallel dazu befasst sich ein Erzählstrang mit
der neuen Partei der „Freiheitlichen“, einer rechtslastigen Gruppe,
die sich mit neuem Marketing versucht bürgerlicher zu geben.
Carola Ott-Petersen eine junge dynamische Frau (zur Vorsitzenden
gewählt) und Moritz Lemke, einem ehemaligen Journalist (als
Pressesprecher und PR-Profi eingestellt), der eher politisch eher
links steht, sollen der Partei ein neues Bild geben.
Eckert schildert souverän und nüchtern die Polizeiarbeit,
einschliesslich des Konkurrierens einzelner Abteilungen, bis hin
zum Verfassungsschutz. „Sprengkraft“ ist ein spannender Thriller,
fast dokumentarhaft. Das Buch umfasst nicht nur die Suche nach
dem Täter, sondern baut alle ernstzunehmenden Fakten durch die
Bedrohung von Terroristen ein, sowie alle gängigen Klischees der
Gesellschaft über Muslims. Daneben zeigt er geschickt, wie Politiker
sich verbiegen, beim Wähler angenehm herüberzukommen, doch
hinter der freundlichen Fassade Wölfe die Leute Strippen ziehen,
denen man lieber nicht begegnen möchte. Auch Moritz Lemke muss
sich selbst ständig fragen, was er dort gegen Geld eigentlich
macht, sich selbst und seine Ideale verrät, nur um die Miete zahlen
zu können.
Das Buch ist erschreckend realistisch, wozu die nüchterne
Erzählweise sicherlich ihr Zutun gibt. Insgesamt ist die Geschichte
spannend bis zum Ende. Die Charaktere haben es in sich, denn hier
ist niemand gut. Jeder trägt sein Päckchen und seine moralischen
Bedenken, mit dem was er tut. Nicht ganz, die ganz Bösen sind halt
böse. Ein Buch das die Gesellschaft wiederspiegelt unter dem
Aspekt des miteinander Lebens verschiedener Kulturen. Absolut
empfehlenswert!
Meine einzige Kritik liegt am Sprecher. Horst Eckert hat nicht
schlecht gelesen. Allerdings könnte ich mir eine Menge anderer
Hörbuchsprecher vorstellen, die dies Buch zum Hörbuchgenuss
gemacht hätten. Vielleicht beim nächsten Buch.
Der Schattenboxer
von Horst Eckert
Che Vincent Veih, Leiter des KK11, muss einen Mord aufklären. Auf
dem Grab einer Selbstmörderin, der 17-jährigen Nichte eines
Kollegen, liegt die übel zugerichtete Leiche einer jungen Frau. Es
gibt nur eine Verbindung zwischen den beiden: Eine Initiative, die
sich für die Freilassung eines verurteilten Mörders einsetzt, den sie
für unschuldig halten. Vincent soll genau diese Akten von damals
prüfen, der Wiederaufnahmeprozess steht bevor. Plötzlich findet
sich eine Zeugin, die sich damals illegal im Land aufhielt, nicht
aussagen wollte. Sie behauptet nun, mit dem Verurteilten zur
Tatzeit zusammengewesen zu sein. Zwei Fälle für Vincent. Dann
verschwindet eine weitere junge Frau, die Kollegin der
Ermordeten, die auf dem Grab lag.
Vincents Freundin, eine Journalistin, recherchiert für ein Buch über
die RAF. Sie glaubt durch Vincent beste Möglichkeit zu haben, an
Informationen zu kommen: Polizeiunterlagen, die Mutter von
Vincent. Vincent geht das zu weit.
Wer hatte damals Horst-Werner Winneken ermordet? Gab es
wirklich die dritte Generation der RAF. Vincents Mutter, eine
ehemalige RAF-Terroristin, präsentiert zur gleichen Zeit ihre
Autobiografie. Und nun verschwindet auch noch Vincents Freundin.
Horst Eckert ist wieder ein spannender Politkrimi gelungen. Vincent
befindet sich im Strudel der Ereignisse und muss an vielen Stellen
recherchieren. Seine Ermittlungen werden ständig boykottiert. Es
besteht der Verdacht, der Beweismanipulation durch Kollegen und
auf der anderen Seite versucht das BAK etwas zu vertuschen. Seine
Mutter ist auch nicht kommunikativ, wenn es um ihre
Vergangenheit geht und schon gar nicht der abgetakelte Polit-
Barde, der ein Comeback versucht, ein Freund seiner Mutter. Veits
Freundin rückt ihm obendrauf auf die Pelle, will mit ihm
zusammenziehen, ihr Junge brauche eine Vaterfigur. Vincent boxt
gegen Schatten. Ein spannender Plot, einzelne Ereignisse, die Stück
für Stück verbunden werden, spannend bis zur letzten Seite.
Der Mord an dem damaligen Treuhand-Chef und langjährigen
Hoesch-Manager Detlev Rohwedder wurde bis heute nicht
aufgeklärt. So könnte es gewesen sein. Horst Eckert verknüpft
Fiktion mit Geschichte. Die Polizeiarbeit wird realistisch dargestellt,
die kantigen Charaktere geben der Geschichte den letzten Schliff.
Ein rundum gut zu lesendes Buch in präziser, schnörkelloser
Sprache.
Schwarzlicht
von Horst Eckert
Hörbuch, 5 Stunden, 13 Minuten gesprochen von Horst Eckert
Vincent Veih ist auf dem Wege Leiter des KK11 in Düsseldorf zu
werden. Der amtierende Ministerpräsident der CDU, Walter
Castorp, schwimmt tot in dem Swimmingpool einer feudalen
Penthauwohnung. Zunächst sieht es nach einem Unfall aus, aber es
war Mord, das direkt vor den Wahlen. Jemand pfuscht Vincent in
seine Ermittlungen, es gibt Druck von oben.
Zu alledem ist Vincents Freundin Nina ausgezogen. Es bahnt sich
aber etwas Neues an. An Vincent klebt ein Makel, zu dem er nichts
kann: seine Mutter gehörte zu den RAF Terroristen. Er mag sich
nicht mit ihr aussöhnen. Und sein Grossvater trug ein anderes
Päckchen, er war ein Nazi mit grausiger Vergangenheit. Vincent, in
seiner Jugend ein Punk, trifft auf alte Freunde.
Castorp war gerade aus der Schweiz zurückgekehrt. Was hatte er
in Zürich zu suchen? Er wollte sicherlich nicht nur ein
Schäferstündchen mit seiner Sekretärin abhalten. Die Sekretärin
wiederum hat eine liederliche Vergangenheit. Ist der Mörder im
privaten Bereich zu suchen oder steckt eine politische Affäre
dahinter? Castorp war gerade in eine Abhöraffäre verstrickt, was
hat es damit auf sich?
Wanzen, Detektive, Fotos, verdeckte Aufnahmen auf CD gesichert,
Horst Eckert zieht alle Register des Politschlamms. Wer hat was zu
vertuschen und wer deckt wen? Ein karrierebewusster Kollege
duckt sich, passt sich an. Die Politik greift von ganz oben durch,
versucht zu verhindern, was nicht sein darf. Ein dichter Plot, der
die Spannung steigen lässt, exzellent dargestellte Polizeiarbeit.
Verfilzung, Verflechtung und Ermittlungsarbeit am Rande der
Legalität. Ein Vincent Veih, der nicht ducken will, nur die Wahrheit
ans Licht bringen will. Horst Eckert hat nicht nur eine temporeiche
Geschichte gestrickt, sondern bringt uns den Ermittler Vincent
nahe. Ein sympathischer Mann, der mehrfach in der psychischen
Klemme steckt, einer der nicht aufgibt, sich nicht erpressen lässt.
Ein aufrechter Mann, so wie ihn sich der Leser wünscht. Die
Situation könnte sich genauso abgespielt haben und das fasziniert.
Das Buhlen nach oben, um den Job zu bekommen, ist sicher nicht
nur in der Polizei bekannt. Der Eingriff aus den oberen Reihen,
denn man muss die Partei schützen, kennt man aus jeder
Verwaltung. Leider werden bis heute Leitungsposten nach
Parteibüchern vergeben. Man hat bei diesem Thriller das Gefühl,
einen Tatsachenroman zu lesen. Weder in der Handlung noch in
den Figuren überzieht Eckert, die Protagonisten wirken authentisch
, die Handlung aus der Zeitung entnommen. Mir fallen an mehreren
Stellen Affären aus den letzten Jahren ein, die genau in dieses Bild
passen.
Spannend und realistisch, der Auftakt einer Serie, die nach mehr
verlangt. Ein Politthriller, wie man ihn selten findet.
zum Interview mit Horst Eckert
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