© Sabine Ibing, Lorib GmbH         Literaturblog Sabine Ibing
Autorin Sabine Ibing
Der erste Satz: »Der Betrüger benutzte den Namen eines tatsächlich existierenden Juniorprofessors für Amerikanistik der Portland State University, der in Kürze zur Promotion nach Standford wechseln würde: Neville Manchin.« Der Roman beginnt spannend mit einem Raub. Aus dem hochgesicherten Raum einer Uni-Bibliothek werden handgeschriebene Manuskripte von F. Scott Fitzgerald gestohlen, mehrere Millionen wert. Zwei Täter werden schnell von der Polizei gestellt, denn einer war dumm genug, eine DNA- Spur zu hinterlassen. Einer der Täter, Denny, bekommt Angst, dass der unzuverlässige Trey sich schnappen lässt, die anderen verpfeift. Er bringt ihn kurzerhand um, versenkt ihn in einem See. Nun muss er nur noch mit Ahmed teilen, die Kameraden im Knast werden sie niemals verraten. Nach gut 50 Seiten ist der Teil erledigt, mit den Räubern fällt die Spannung ab. Letztendlich finden wir das Ende bereits im Klappentext. Ich war hochenttäuscht. Klappentexte, die alles verraten sind Verrat am Leser! Ich habe alle übersetzten Bücher von John Grisham gelesen, mochte jedes Einzelne, »Die Jury« und sozusagen der Nachfolger nach fast 30 Jahren: »Die Erbin«, sind für mich absolute Lieblingsbücher. Vielleicht bin ich deshalb von diesem Buch enttäuscht. Eine vorhersehbare Story blättert sich auf, die dahindümpelt. Die Geschichte ist nicht schlecht, wirklich nicht, aber bei Grisham erwartet man eben mehr. Der Schriftstellerin Mercer fehlen Ideen, sie möchte schreiben, ihr fehlt neben dem Impuls auch die Muße. Für ein schmales Gehalt arbeitet sie an der UNI, lehrt Literatur. Ihr Vertrag läuft aus, sie hofft, dass er nicht verlängert wird. Andererseits muss sie von irgendetwas leben, ihren Studienkredit abbezahlen. Eine Frau namens Elaine kommt ins Spiel. Sie arbeitet für eine Versicherung, ist dafür zuständig, gestohlene Kunstwerke zu finden und zu beschaffen, möglichst der Polizei die Täter zu liefern. Ihr Team hegt den Verdacht, der Buchhändler Bruce Cable auf Camino Island, Florida, könne im Besitz der Schriften sein. Denn er sammelt und handelt mit Erstausgaben und Manuskripten. Mercers verstorbene Großmutter lebte in diesem Ort, die Familie ist im Besitz eines Strandhauses, Mercer könnte dort wohnen. Das finanzielle Angebot von Elaine kann Mercer nicht ablehnen, mit einem Schlag ist sie ihre Sorgen los, kann sich aufs Schreiben konzentrieren. Sie soll lediglich das Vertrauen von Bruce Cable erlangen, herausfinden, ob er die Manuskripte besitzt und wenn ja, wo er sie aufbewahrt. Dafür braucht Grisham 365 Seiten, in denen nicht viel passiert. Nach dem guten Anfang wartet man vergeblich auf eine spannende Stelle, eine Finte, eine Wendung, einen Cable, der nichts zu verbergen hat oder was auch immer. 50 Seiten braucht Elaine, um Mercer zu überreden, es zog sich wie Kaugummi von einem Restaurant zum nächsten. Nun startet die Story, dachte ich mir. Mercer geht spazieren,  badet im Meer, trifft sich mit anderen Schriftstellern, klischeehafter kann es gar nicht sein: ein attraktiver Krimischreiber, leider säuft er ohne Unterlass, ein lesbisches Duo kann gute Literatur nicht verkaufen, drum schreibt die eine schlüpfrige Erotik und die andere banale Fantasy, die sie als E-books verramschen und viel Geld mit ihren Pseudonymen im Selfpublishing verdienen. Bruce Cable ist ein netter Kerl, von ihm lernt Mercer etwas über den Wert von Erstausgaben, er inspiriert sie zum Schreiben. Das war es letztendlich. Eine unaufgeregte Story, mit einfachen Worten erzählt, die dahinplätschert. Man kann das lesen, wenn man sich für einen netten Roman interessiert, einfach gestrickt, ohne Höhen und Tiefen, Bücherbranche. Wer aber Grisham-Fan ist, erwartet eine Crime-Story, einen Justizskandal oder Ähnliches. Irgendwann geht es los mit der Spannung, glaubt man auf jeder Seite, da kommt noch was. Am Ende ist man ratlos. Da kam nichts. War das wirklich ein Grisham? Der Roman fällt noch unter Spannungsliteratur, doch ich würde ihn eher den Lesern empfehlen, die ein gemütliches Buch lesen wollen. Weitere Rezensionen zu Büchern von John Grisham: Die Erbin von John Grisham Der Gerechte von John Grisham zeitgenössische Romane Krims und Thriller Historische Romane Fantasy, Fantastic, SciFi, Utopien Dystopien Sachbücher (für jedermann) Kinder- und Jugendliteratur
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Das Original von John Grisham