Autorin
Sabine Ibing
Bücher, die mir selbst gut gefallen haben
Krimis / Thriller
Rezension
Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert
von Joël Dicker
Hörbuch, 20 Stunden, 21 Minuten, gesprochen
von Torben Kessler
"Die Leute wollen ein Buch, das ihnen gefällt, sie ablenkt und
unterhält. Wenn du ihnen das nicht lieferst, tut es dein Nachbar, und
du bist abgemeldet."
Klappentext:
“Ein Skandal erschüttert das Städtchen Aurora an der Ostküste der
USA: 33 Jahre nachdem die zauberhafte Nola dort spurlos
verschwand, taucht sie wieder auf. Als Skelett im Garten ihres
einstigen Geliebten ... Dieser raffinierte, anspielungsreiche Roman
liest sich wie ein Krimi und ist doch viel mehr!
Es ist der Aufmacher jeder Nachrichtensendung. Im Garten des
hochangesehenen Schriftstellers Harry Quebert wurde eine Leiche
entdeckt. Und in einer Ledertasche direkt daneben: das Original-
manuskript des Romans, mit dem er berühmt wurde. Als sich
herausstellt, dass es sich bei der Leiche um die sterblichen Überreste
der vor 33 Jahren verschollenen Nola handelt und Quebert auch noch
zugibt, ein Verhältnis mit ihr gehabt zu haben, ist der Skandal perfekt.
Quebert wird verhaftet und des Mordes angeklagt. Der einzige, der
noch zu ihm hält, ist sein ehemaliger Schüler und Freund Marcus
Goldman, inzwischen selbst ein erfolgreicher Schriftsteller. Überzeugt
von der Unschuld seines Mentors - und auf der Suche nach einer
Inspiration für seinen nächsten Roman - fährt Goldman nach Aurora
und beginnt auf eigene Faust im Fall Nola zu ermitteln ...”
Die Frankfurter Allgemeine hat das hochgelobte Werk zerrissen:
“biederer Provinzkrimi, kein Meisterwerk.” Die Schweiz tönt, „das
Wunder von Genf“. Die Zeit spricht hohes Lob: von einem
„ausgeklügelt konstruierten Roman“. Die Meinungen teilen sich bei
diesem Buch. Der studierte Jurist Joël Dicker hat bislang zwei Romane
veröffentlicht, “Les Derniers Jours de nos Pères” und “La Vérité sur
l’Affaire Harry Quebert”. Für eben dieses Buch bekam er den „Grand
Prix du Roman der Académie Française“ zugesprochen, sowie den „Prix
Goncourt des Lycéens“. Das bei einem winzigen Verlag erschienene
Buch wurde in Frankreich zu DER literarischen Sensation des Jahres
2012, die Übersetzungsrechte wurden mittlerweile in über 30 Sprachen
verkauft. Was ist von den über 700 Seiten zu erwarten?
Marcus Goldmann, der junge berühmte Autor hat fristgerecht ein
Manuskript abzuliefern, der Verlag sitzt ihm im Nacken. Sein
Erstlingswerk wurde ein Bestseller. Dank einer Schreibblockade bringt
er aber keinen Buchstaben auf das Papier. Da kommt es ihm Recht
nach Aurora zu fahren, um seinem alten Freund und Mentor, den
berühmten Schriftsteller Harry Quebert aus der Patsche zu helfen.
Der wird des Mordes angeklagt, den er laut eigener Aussage nicht
verübt hat. Allerdings wurde die Leiche von Nola in Harrys Garten
gefunden. Harry gesteht (damals etwas über 30 Jahre), mit dem
damals 15jährigen Mädchen eine Liaison gehabt zu haben. Marcus
versucht herauszufinden, was damals vor 30 Jahren geschah, als Nola
verschwand. Er schreibt dokumentarisch nieder, was er ermittelt. Er
interviewt alte Freundinnen von Nola, Arbeitgeber, den Vater und
natürlich Harry. Immer mehr Personen kommen ins Visier. Nun hat
Marcus seinen Romanstoff. Der Verleger ist begeistert: Der berühmte
Autor Goldmann schreibt die wahre Geschichte über den anderen
Bestsellerautor Quebert und die Entstehung über dessen berühmten
Roman. Er wittert das große Geld und stellt Ghostwriter an, die Marcus
zur Hand gehen sollen, damit das Buch schnell fertig wird.
Man lernt beide Autoren kennen und zieht viele Parallelen im
Lebenslauf. In verschiedenen Zeitblenden, gespickt mit Briefen,
Zeitungsausschnitten, angereichert mit Zitaten aus der
Literaturgeschichte, Provinztum, Doppelmoral, religiösem Desaster
entsteht eine spannende Geschichte. Skurrile Charaktere,
einschließlich der Mutter des Autors (die Telefongespräche sind
genial), bildhafte Darstellung, ein wenig Humor und die interessante
Wendungen der Geschichte, lassen keine Langeweile aufkommen.
Immer wieder verändert sich das Geschehen, nichts bleibt, wie es ist.
Marcus blickt in die Mentalität einer Kleinstadt im Süden der USA.
Abgründe tun sich auf, Eifersucht, Verrat, Spießer und allgemeines
Kleinbürgertum. Es geht aber auch um Liebe, um nichterfüllte Liebe
insbesondere. Fein webt Dicker sein Netz, kommt den Personen immer
näher, rückt ihnen in Form von Marcus förmlich auf den Pelz. Und das
macht er würdevoll, so dass die Bösen immer Menschbleiben.
Dem Autor wird vorgeworfen im billigen Schmonzettenstil geschrieben
zu haben. Der Meinung bin ich nicht. Gut, es wird manchmal ein wenig
viel wiederholt und manche Dialoge sind arg platt. Aber in der
Gesamtwertung ist es ein anspruchsvolles Buch, auch sprachlich
gesehen. Für mich machen gerade die teils einfachen Sätze und die
bildhafte Beschreibung in diesem Roman aus, dass man über 700
Seiten nicht als erdrückend empfindet.
„Da kriegt man Kinder und will, dass sie die glücklichsten Geschöpfe
dieser Welt werden. Aber dann macht einem das Leben einen Strich
durch die Rechnung.“
“Die Liebe, immer die Liebe. Die Liebe hat gar nichts zu bedeuten,
Goldman. Die Liebe ist ein Trick, den sich die Männer ausgedacht
haben, damit sie ihre Wäsche nicht selbst waschen müssen.”
Für mich ist dieser Roman erfrischend, spannend und humorvoll
geschrieben. In gewisser Weise ist er eine Hommage ans Schreiben
und eine Kritik an die Verlagswelt. Die Verlagslandschaft und die
Anbetung von Schriftstellern wird erheblich durch den Kakao
gezogen.
Gesprochen ist das Hörbuch nebenbei ausgezeichnet.
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